Deutschland gehört seit den 1970er Jahren zu den Ländern mit einem sehr niedrigen Geburtenniveau. Zuletzt hat sich die zusammengefasste Geburtenziffer auf einem leicht höheren Niveau stabilisiert.
Die zusammengefasste Geburtenziffer stagnierte in Deutschland seit Anfang der 1980er Jahre lange Zeit auf einem Niveau von ungefähr 1,4 Kindern je Frau. In den letzten zehn Jahren ist sie jedoch leicht gestiegen. Mit einem Wert von 1,58 im Jahr 2021 ist sie aber noch weit vom Bestanderhaltungsniveau von 2,1 Kindern je Frau entfernt. Das anhaltend niedrige Geburtenniveau ist ein zentraler Faktor, der zur schnellen Alterung und langfristigen Schrumpfung der Bevölkerung in Deutschland beiträgt. Die Trends der Geburtenentwicklung sind seit 1950 in West- und Ostdeutschland zeitweise unterschiedlich verlaufen und auf besondere Ursachen zurückzuführen.
In Westdeutschland schloss sich an das Geburtenhoch der Nachkriegszeit Mitte der 1960er Jahre ein deutlicher Geburtenrückgang an. In diesem Zeitraum sank die zusammengefasste Geburtenziffer von rund 2,1 auf unter 1,5 Kinder je Frau und verharrte bis etwa 2010 auf diesem Niveau. Dieser Rückgang wird neben der allgemeinen Verbreitung von Verhütungsmitteln auf einen umfassenden gesellschaftlichen Wertewandel zurückgeführt, in dem Familie und Kinder zu einer wählbaren Option unter vielen geworden sind. Damit einher ging eine verringerte Heiratsneigung, ein Wandel der Familien- und Lebensformen sowie ein Anstieg des Heirats- und Gebäralters. Der Geburtenrückgang hat sich als Folge der gesunkenen Anteile von Frauen mit drei oder mehr Kindern und dem Anstieg der Kinderlosigkeit eingestellt. Träger der Kinderlosigkeit sind vor allem hochqualifizierte Frauen, die sich oft gegen Kinder und für Beruf und Karriere entschieden haben. Ein wesentlicher Grund waren und sind unzureichende Kinderbetreuungsmöglichkeiten.
In Ostdeutschland gab es zwischen 1965 und 1975 einen parallel zum Westen verlaufenden Geburtenrückgang, der durch die Verbreitung von Verhütungsmitteln und vor allem durch die Möglichkeit des Schwangerschaftsabbruchs seit 1972 ausgelöst wurde. Danach haben familienpolitische Maßnahmen der DDR wie Geburtenbeihilfen und Ehekredite zu einem Wiederanstieg geführt. In der ersten Hälfte der 1990er Jahre hat sich nach dem Beitritt zur Bundesrepublik ein erneutes Geburtentief eingestellt. Im Anschluss stieg die zusammengefasste Geburtenziffer im Osten Deutschlands wieder stark an und war in den letzten Jahren oft leicht höher als in Westdeutschland.
Auf dem Land werden mehr Kinder geboren als in Städten. Die zusammengefasste Geburtenziffer ist vor allem im Nordwesten und Süden Deutschlands relativ hoch.
Jedes dritte Kind unter drei Jahren und fast alle 3- bis 5-jährigen Kinder besuchen eine Tageseinrichtung oder sind in Tagespflege. Der Anteil ist damit deutlich gestiegen.
Blätterfunktion
Hinweis zur Verwendung von Cookies
Cookies erleichtern die Bereitstellung unserer Dienste. Mit der Nutzung unserer Dienste erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies verwenden. Weitere Informationen zum Datenschutz erhalten Sie über den folgenden Link: Datenschutz